„...HAWOLI sucht, indem er das Unbewegliche bewegt und damit seine Materialien zu Faktoren der Zeit macht, den „ungewissen Zustand der Ruhe“.

Neuere Arbeiten sind direkt aus den „Bildern eines Basalt-Steinbruchs“ entwickelt. Der Künstler greift in die natürliche Ordnung ein, prüft, selektiert und transportiert seine Stücke, unbearbeitet und bearbeitet, in Formbündel, Stapelungen, serielle Elemente und solitäre. Das Natürliche bleibt dabei konstituierende Kraft. Basalte und Granite werden in Stahlseilen zu transportfähigen Einheiten „gebunden“, die Seile durchdringen einzelne Steine oder sind an jeweils einem Ende in sie eingelassen.

Die Kraft des Materials sowie seine gewalttätige Herauslösung mit Hilfe von Bohren, Keilen und Sprengen sind in den einzelnen Formen virulent. Die Steine haben ihren natürlichen Zusammenhang verlassen müssen und sind einem künstlerischen Formwillen unterworfen worden. Der künstlerische Angriff ist aber äußerst behutsam – in der Umklammerung und Durchdringung der plastischen Masse wird die Selbstbehauptung der Steine besonders wirksam zum Ausdruck gebracht. Die innere und äußere Bewegung der Materialien ist nicht aufgehoben, sondern in eine leise, aber spürbare Konfrontation überführt worden.

In dem Zyklus „ein unbestimmter Zustand der Ruhe“ werden die Beobachtungen und die Arbeit des Künstlers in den Steinbrüchen zu Metaphern potentieller Bedrohungen unserer Zeit.

Der Künstler vereint auf höchstem Niveau das „Recht des Materials“ mit plastischer Präsenz und striktem Zugriff auf die Form, wobei die Formstrenge und die Nähe zur Natur nicht verloren gehen. Jedes Werk ist ein Paradigma skulpturaler Formenuntersuchung, in der ein labiles Gleichgewicht zum Ausgangspunkt einer „schwebenden Ordnung“ wird. Diese Kunst ist politisch, weil sie immer wieder bohrend die Frage nach dem Verhältnis natürlicher und gestalterischer Prozesse, die unsere Umwelt gleichsam verändern und gefährden, stellt...“

Hans-Joachim Manske 2003