... „Zunächst wird darin, gerade in den neuesten Arbeiten HAWOLIs Grundthematik der Ambivalenz unserer sozial-ökologischen Situation sichtbar gemacht. Stein und Stahl stützen einander, bilden eine fragile Konstellation gegenseitiger Stütze und einander bedingenden Halt’s. Der Stein stabilisiert den als Dreieck oder Winkel labil und unsicher aufrecht stehenden Stahl, der Stahl wiederum dient dem Stein als Stütze und Auflage. Immer wieder begegnen wir in den Skulpturen diesem Wechselbezug der Elemente. Natur und Kultur bedingen einander, stehen in einem labilen Gleichgewicht zueinander und halten sich in einer durch den Menschen immer wieder gefährdeten Balance. ...“

„... In „Gatter“, 1982, aber wird eine ganz andere Berührung angedeutet. Über einem mächtigen Granitblock schwebt, wie fünf parallel angeordnete Blätter einer Säge, ein Gatter, das sich in pendelnden Schwingungen langsam auf den Stein hinabzusenken scheint, um ihn zu zerteilen. Wieder wird der Zugriff des Menschen auf die Natur mit seinen technischen Hilfsmitteln thematisiert, die Polarität von Natur – Kultur in dieser angedeuteten Berührung der Elemente vergegenwärtigt. Dennoch ist das ästhetische Erleben dieses Werkes nicht bestimmt von Gewalt und Aggressivität, sondern von Gleichmaß und Harmonie. Der Eingriff in die Natur ist behutsam und eher vorsichtig. Er trägt dem Material Rechnung, scheint sich auf die Kräfte und die möglichen Gegenwirkungen des Steines einzustellen. „Das Einsehen in die äußere Beschaffenheit des Steines, meine Angst vor der Verletzung der Steinhaut, das Fühlen seines Widerstandes, das Wissen um die Kraft des Steines und die Anstrengung des Eingriffs, dies ist für mich der Moment der größten Spannung, die ich versuche aufrechtzuerhalten und sichtbar zu machen; so wie die Kraft, die ich zur Bearbeitung brauche, sich als Prozess darstellt, wie die Veränderung des Steins zugleich Thema wird und die Zeit des Arbeitens sich als ablesbare Zeit definiert.“ (HAWOLI)

Vor dem Hintergrund dieser Aussage wird deutlich, dass HAWOLI mit dem Werk „Gatter“, 1982 ein Sinnbild seines bildhauerischen Selbstverständnisses geschaffen hat...“

Hans-Jürgen Buderer 1995